Dezember 2012 - März 2013: Chile |
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Chile, die Erste:
Man ist schon in Chile, bevor man
überhaupt einen offiziellen Grenzübergang zu Gesicht
bekommt. Die Grenzstation
Chungara kommt nämlich erst 6 km hinter der eigentlichen
Grenze. Und so fährt
man erst mal vorbei an einer laaaangen Schlange LKW´s, die
von Bolivien nach
Chile möchten (ein
Fahrer erzählt uns, dass die Wartezeit
für den
Grenzübertritt im Schnitt gute 2 - 3 Tage beträgt -
und
dennoch lassen Sie uns bei den Grenzformalitäten den Vortritt).
Die Landschaft ist grandios und
es zeigt sich sogar der blaue Himmel - von dem wir eigentlich gar nicht
mehr wissen, wie er denn aussieht. Und
dann ist da eine kleine und
einsame Grenzstation. Hier werden die Formalitäten sowohl
für Bolivien als auch
für Chile abgewickelt. Mittlerweile
hat sich das Wetter
wieder gewandelt und dunkle Wolken ziehen auf. Die Landschaft des Lauca
Nationalparkes muss – bei besserer Sicht –
unbeschreiblich schön sein. Und
dann fängt es auch schon an zu
regnen. Wir biegen auf eine kleine Straße (laut Aussage der
chilenischen
Grenzbeamten „muy malo“) in Richtung Süden
ab. Diese Straße führt uns immer in
Richtung Süden entlang der Grenze. Grauer Himmel, Regen und
riesige Pfützen begleiten
uns. Wir
wechseln vom Lauca Nationalpark
in ein Vincuna Schutzgebiet. Und die Landschaft hier oben ist wie
gemacht für
Vincunas. Endlos weit und karg. Wir finden einen schönen Platz
für Nacht
inmitten von weidenden Llamas und Vincunas. Da es seit der Grenze keine
Möglichkeit gab, irgendwas einzukaufen und unsere restlichen
frischen Sachen in
einer Mülltonne an der Grenze schmoren, gibt es zum Abendessen
Cornflakes mit
Yoghurt (der muss ja wegen einer nichtfunktionierenden Kühlbox
auch weg) und
Popcorn. Da soll mal einer sagen, wir
würden uns nicht abwechslungsreich ernähren. Da
Stefan in der Nacht Durchfall
bekommt ist diese nicht wirklich erholsam. Aber wenigstens das Wetter
ist einigermaßen
passabel am nächsten und unausgeschlafenen Morgen. Und so geht
es weiter. Die
Landschaft wandelt sich und ist nun nicht mehr einfach nur karg. Wir
fahren
vorbei an wunderschönen Felsformationen und durch
grüne Täler und bekommen (wie
auf den Schildern angedeutet) auch einen Vogel Strauß samt
Jungen zu Gesicht. Und
dann stehen wir auf einmal vor
der Salar de Surire. Ein toller Anblick in dieser Landschaft. Hier wird
kräftig
Salz abgebaut und leider steht hier auch Wasser auf dem Salz. Kein
Wunder bei
dem Regen, aber da uns die Salar de Uyuni noch bevorsteht ist Wasser
kein gutes
Zeichen. Die
Straße, die der nette
Grenzbeamte als so schlecht bezeichnet hat, ist eine einfache
Erdstraße, die
aber in einem (sehr) guten Zustand ist. Ja, in Chile wird nach anderen
Maßstäben bewertet. Was auch auffällt: hier
stehen
überall in der "Pampa" Mülleimer herum; und
jede noch
so kleine Strasse hat eine Nummer und es gibt
regelmäßig
Hinweisschilder. Wir sind wirklich in einem anderen Land. Die
Landschaft wandelt sich erneut.
Es wird zusehends vulkanischer. Riesige Brocken Lava, der Boden wird
sandiger
und um uns herum tauchen immer mehr gigantische Vulkane auf. Leider
möchte das
Wetter mal wieder nicht so, wie wir möchten. Und so
müssen wir uns mit dem
zufrieden geben, was wir denn sehen oder erahnen können. Kurz
vor der Grenze geht es dann
wieder auf Asphalt zurück und keine 5 Minuten später
stehen wir vor einer neuen
und modernen Grenzstation. Die Ausreise dauert keine 10 Minuten
– unseren Pass
ausstempeln, Papiere für das Auto abgeben und fertig.
Willkommen zurück in Bolivien.
Die
Einreise geht wieder schnell und
uns wird nichts an Lebensmitteln abgenommen – aber wir haben
ja auch nichts
mehr. Und Chile heißt uns mit gut über 30 Grad
staubiger Hitze willkommen – und
das immer noch ohne Kühlbox. Wir
finden einen Platz, der sogar
etwas Schatten bietet und mittlerweile habe ich mit meiner aus Bolivien
mitgebrachten Erkältung sogar Stefan und Klaus angesteckt. Und
dann ist Weihnachten; in dieser
brütenden Hitze kommt allerdings nicht so wirklich
Weihnachtsstimmung auf und
zum Glück verschonen einen die Chilenen mit lautstarken
Weihnachtsliedern aus
allen Ecken. Wir entscheiden uns als Weihnachtsessen für ein
pompöses Grillfest
– Fleisch satt (gut, mit einigen Beilagen) bei milden
Temperaturen. Außer
einem kurzen Besuch im Valle
de la Luna und ein paar Besuchen im Ort selber machen wir nicht
wirklich viel.
Irgendwie hängt uns die Erkältung doch noch ein wenig
in den Knochen. Leider
müssen wir auch feststellen, dass wir ein Problem am Auto
haben – 2 fehlende
Scheiben am Stoßdämpfer haben sowohl am
Dämpfer selber als auch in der Aufnahme
einen Schaden verursacht, den wir schnellstens beheben sollten. Und
dann nach nur 4 Tagen Chile
heißt es auch schon wieder auf Wiedersehen; diesmal geht es
von hier nach Argentinien.
Aber wir werden wieder kommen. Die Ausreise dauert keine 2 Minuten und
Chile verabschiedet sich farbenfroh. Chile, die Dritte: so spektakulär schön, wie sich der Paso San Francisco auf der argentinischen Seite gezeigt hat, so bleibt er auch auf der chilenischen Seite. Wunderschöne Berge und bunte Lagunen. Die
Grenzstation befindet sich
allerdings erst über 100 km hinter der eigentlichen Grenze.
Wir kommen kurz vor
Grenzschluss dort an. Hier steht bereits eine Gruppe Motoradfahrer aus
Österreich, die uns bitten, einen Freund abzuholen, der
gestürzt sei. Klar,
machen wir. Für
uns geht es in den Tres Cruces
National Park. An diesem Abend fahren wir nicht mehr weit und campieren
windgeschützt
hinter einer Bauruine. Nicht wirklich schön, aber
zweckmäßig. Wir haben einen
wunderschönen Sonnenuntergang und es folgt eine sternenklare
und kalte Nacht. Es
geht weiter und auch hier ist die
Natur wieder unbeschreiblich schön und rot. Und hier gibt es
unzählige Minen.
Die Strecke zur Laguna del Negro Francisco ist eher unschön.
Holprig und
teilweise sehr (tief)sandig. Wir brauchen Ewigkeiten, aber die
Schaukelei lohnt sich. Von
dort wollen wir weiter in
Richtung Panamericana. Wir fahren bis zum Refugio des National Parkes
und
dahinter wird die Straße mehr als schlecht. Wir wundern uns
schon
… und dann
stehen wir auf einmal vor einem Wall aus Erde. Die Straße ist
hier zu Ende; nun
ja, eigentlich nicht, es gibt nur kein Durchkommen, weil irgendjemand
kunstvoll
und erfolgreich die Straße so blockiert hat (hohe
Erdwälle
und tiefe Gräben), dass es hier definitiv nicht weiter geht.
Wir versuchen alles und laufen die Straße ab, aber ohne hier
Tonnen von Erde zu
bewegen, gibt es kein Weiterkommen. Unser
ängstlicher Blick fällt auf
die Tankanzeige (zum Glück hat ein Teil von KLUG und
KLÜGER
nach dem Blick auf
die Karte darauf bestanden, noch den zweiten Kanister zu
füllen -
und genau auf diesen letzten Litern werden wir zur Tankstelle
kriechen), die sich bedrohlich schnell dem roten Bereich
nähert;
wir sind am Limit. Selbst wenn wir zurück zur Grenzstation
kommen,
dann sicher
nicht in die nächst größere Stadt, denn bis
dort sind
es von hier noch 350 km.
Und 100km davon schlechtes Gelände. Aber was sollen wir
machen?
Wir fahren also
zurück und sehen durch Zufall ein winzig kleines Schild,
welches nur
aus
dieser
Richtung kommend sichtbar ist: Copiapo 182 km! Ja, genau da wollen wir
ja hin. Der
Weg führt durch die Mine
Maricunga. Hier darf man sich nicht frei bewegen, sondern braucht eine
Genehmigung und wird durch geleitet – hier wird Gold im
großen Stil abgebaut.
Uns alles egal, denn für uns gibt es eigentlich keinen anderen
Weg. Aber die
Menschen hier sind so freundlich, unglaublich. Wir bekommen einen
Kanister
aufgefüllt, bekommen einen heißen Kaffee samt
Tassen, eine Tüte mit Getränken
und Snacks (wir müssen wieder mal sehr verloren aussehen
…) und zwei spezielle Steine
aus der Mine. Wir können den Menschen hier oben gar nicht
genug danken für ihre
Hilfsbereitschaft. Wir
verbringen die nächste Nacht
etwas weiter unten in einer Kieskuhle und dann geht es auf direktem Weg
in
Richtung Panamericana. Mit vollem Tank geht es durch ein
Weinanbaugebiet und
auf schnellsten Weg an die Küste nach La Serena. La
Serena ist ein wenig wie El
Arenal auf Mallorca. Hier reiht sich ein Hotel neben dem anderen und
Campingplätzen mussten neuen Hotels oder Bungalowanlagen
weichen. Also
geht es für uns in den
Nachbarort Coquimbo und dort finden wir einen netten,
europäisch anmutenden
(allerdings auch mit europäischen Preisen)
Campground. Und
dann geht’s einkaufen. Ich war
ja schon vom Jumbo in Argentinien begeistert. Allerdings ist das
Sortiment dort auf
den zweiten Blick doch etwas "eingeschränkt". Und so bin ich
im
Himmel der Glückseligkeit, als wir die chilenische Version des
Walmart
betreten. Allerdings geht es einen Tag später in den
chilenischen Jumbo und
hier würde ich am liebsten einziehen, so groß und
toll und lecker ist das Angebot. Ja, ich
bin zugegebenermaßen ein Kind des Konsums und wenn es etwas
Gutes gibt, dann möchte ich es
auch kaufen (richtiges Müsli z.B.). Und
eigentlich wollten wir ja mal
NICHTS machen – aber wie es eben so ist, wechseln wir unsere
Bremsbeläge vorne
(haben wir in Kanada das letzte Mal getan) und danach haben wir
Probleme mit
der Bremsfunktion. Hin und her, zu verschiedenen Werkstätten,
im Sodimac
Bremsflüssigkeit gekauft, mal kurz zum Strand und schon ist
der Tag herum. Am
nächsten Morgen wechseln wir dann
unsere doch recht dunkelfarbige Bremsflüssigkeit mit
freundlicher Unterstützung
von Herbert aus Deutschland. Die Wirkung ist nicht ganz so wie
erwartet, aber
besser als vorher. Dann geht es wieder in Richtung Argentinien. Wir
fahren
durch das fruchtbare Valle de Elqui und schlagen unser Nachquartier
direkt an
einem Fluss 20 km vor der Grenze auf. Irgendwie
kommen wir am nächsten Morgen
recht spät weg – was aber nicht schlimm ist, da es
sich an der Grenze staut:
Grund ist ein Erdrutsch auf argentinischer Seite.
Chile, die Vierte: Irgendwie werden die Mitarbeiter der SAG (keine Ahnung, was genau das ist, aber das sind die, die einem das Essen streitig machen) immer genauer. Da ist eine lange wartende Schlange und sie nehmen dennoch jedes Auto intensiv auseinander. Wir haben aber nur eine Tomate (sie lassen uns diesmal sogar unseren offenen Käse und die Milch, was uns doch sehr verwundert) und dann geht’s weiter – in 29 Kurven bergab. Wir fahren noch durch die Baustelle und finden dann einen netten Platz in einer Kieskuhle neben der Noffall-Piste oberhalb der Straße mit traumhafter Kulisse. Am
nächsten Morgen geht es kurz nach
Santiago. Wir kaufen hier günstig ein paar
Teile für unser Auto und dann
geht es auch schon wieder raus. Hier gibt es wenigstens wunderbare
Umgehungsstraßen, so dass man mit der Stadt an sich kaum in
Berührung kommt. Die
Nacht wollen wir eigentlich auf
einem Campground an der Bahia Laguna Verde nördlich von
Valparaiso verbringen.
Allerdings gibt es auf der Landzunge tausende kleine Straßen
und keine Schilder
und so irren wir planlos umher, geben irgendwann entnervt auf, schlagen
uns in die Büsche und nutzen eben mal wieder
den Waschlappen anstatt uns
unter eine Dusche zu stellen. Über
Valparaiso und Vina del Mar
(shoppen diesmal für uns: Lebensmittel, und ich muss sagen,
dass ich die chilenischen Jumbo und Lider
liebe …) geht es in Richtung Norden. Ja, richtig, Richtung
Norden – falsche Richtung
also. Aber die Rally DAKAR ist nun mal hier und wenn man schon mal die
Chance
hat …
Allerdings
vergehen gute 3 Stunden,
bis das erste Motorrad an uns vorbeirauscht. Bis dahin haben wir also
genug
Zeit, neue Freundschaften zu schließen. Unser
Platz liegt am letzten
Teilstück der Rally. Von hier aus geht es dann für
die Fahrer direkt per
Autopista (also Asphalt) in Richtung Santiago. Dieses
Teilstück hat nichts mit
„im-Sand-wühlen“
zu tun – es ist eine reine Geschwindigkeitspiste. Bei den
Motoradfahrern stauen
wir schon nicht schlecht, die Quads sind noch schneller und vom ersten
durch bretternden
Auto bekommen wir kaum etwas mit – zu schnell und kaum da,
schon wieder weg.
Aber richtig beeindruckend sind die Trucks, die mit einer irren
Geschwindigkeit
die schmale Piste entlang rasen. Ein langer, aber beeindruckender Tag
– danke DAKAR
2013. Da
wir ja knapp an Zeit sind, wollen
wir heute noch direkt zurück nach Argentinien – denn
der Pass und (somit auch
die Grenze) sind nur in der Zeit von 20h – 07h
geöffnet. Wir
kommen gut durch und machen uns
nach einem kleinen Stopp (Vernichtung der letzten frischen
Lebensmittel) gegen
21h in Richtung Pass und der Caracoles (die 29 Kurven). Schon in Kurve
6 hängen
wir hinter einem LKW fest und es geht nur im Schritttempo weiter. Ab
Kurve 23
stehen wir komplett. Hier stauen sich die LKW bereits zur
Grenzabfertigung auf
chilenischer Seite. Irgendwann jedoch lässt man die PKW vorbei
– aber zu früh
gefreut, denn wir hängen bald in einem mächtigen Stau
vor unserer
Grenzabfertigung. Wir stehen, fahren 2 Meter, stehen wieder. Es wird
immer
später (bzw. früher) und uns steckt die letzte
schlaflose Nacht noch in Knochen.
Irgendwann müssen wir wohl beide einschlafen und der Fahrer
aus dem Auto hinter
uns weckst uns, als es wieder 3 m voran geht – wir sind aber
nicht die
Einzigen, die in dieser Wartetortur einschlafen. Chile, die Fünfte: diesmal dürfen wir bei der Einreise nach Chile durch so eine Art Desinfektionsbecken fahren; somit sind wenigstens die Reifen mal „sauber“ (ich glaube allerdings, dass wir im Rahmen immer noch Dreck aus Kanada mit uns herum fahren …). Die Beamten hier sind sehr entspannt und wir werden mit Musikvideos aus den 80-zigern begrüßt. Die Einreise und Kontrollen laufen dementsprechend einfach ab und so rollen wir bald in Richtung Nationalpark Conguillio. Mittelpunkt
des Nationalparkes (bei
dessen Eintrittspreisen wir nicht schlecht staunen, denn das sind wir
ja gar
nicht mehr gewöhnt …) ist der Vulkan Llaime. Die
Landschaft hier ist ein
absoluter Traum. Lagunen, Lava und im Hintergrund ein
wunderschöner Vulkan. Allerdings
sind auch die Preise für Camping saftig, also raus hier und
draußen wild gecampt
(wieder mal richtig schön …). Mit
einem Schwenker über Temuco
(Lebensmittel aufstocken) geht es dann zum Lake District –
Lago Villarica,
kitschig schön. Hier ist alles richtig touristisch und voll,
und fast alles ist
in privater Hand und so sind eben auch die Preise. Man könnte
meinen, Urlaub in
Italien an den Seen zu machen, wenn man sich die Orte anschaut. Wir
fahren und
suchen und finden letztendlich einen richtig netten und kleinen
Campingplatz an
einem Fluss in der Nähe von Pucon. Wir
fahren weiter zum Lago Caburga
(hier kann man wirklich baden, denn er wird durch heiße
Quellen gespeist) und
zu den Ojos de Caburga und bleiben dort eine Nacht, bevor es
zurück geht nach
Pucon. Dann
trennen sich unsere Wege bereits
wieder und während Toni und Felix noch in Chile bleiben geht
es für uns entllang einer wunderschönen
Strecke, vorbei am Vulkan
Lanin in Richtung Argentinien. Die Ausreise ist wie immer schmerzlos, angenehm, kurz und traurig - wir sind mittlerweile richtig gerne in Chile - und ehe wir uns versehen, sind wir auch schon zurück … Chile, die Sechste: ach, es ist einfach schön, wieder in Chile zu sein. Die Beamten sind freundlich und wieder mal erstaunt, wie man denn auf so engem Raum leben kann - dabei haben wir doch mit unserem Dachzelt schon 2 Stockwerke.
Wir
kommen endlich auf die
langersehnte Carretera Austral; das Wetter ist wieder mal ein Traum, es
ist
richtig heiß und die Ausblicke sind der Wahnsinn. Gletscher,
eisige Flüsse,
Fischer, Brücken und viel Grün. Ja, hier
gefällt es uns mal richtig gut. Leider
haben wir beim Fahren nicht
sonderlich viel Spaß, da wir uns die meiste Zeit auf
Schotter, Schlaglöchern
und Wellblech bewegen und die hinteren Dämpfer diesen
Bedingungen nicht
gewachsen sind. Das Auto fährt sich instabil und schwimmt
hinten einfach immer
weg. Wir
kommen an die Küste in den
kleinen Ort Chaiten, welcher durch die Vulkanausbrüche im Mai
2008
und Februar
2009 stark gebeutelt wurde. Und noch immer zeugen hier verlassene
Häuser,
welche Meterhoch mit betonartiger Vulkanasche gefüllt sind und
verschüttete
Häuser von den verheerenden Ausbrüchen. Die
Bevölkerung
hat sich nach den
Unglücken halbiert und der verbliebene Rest wirkt ehrlich
gesagt
nicht besonders glücklich - was kein Wunder ist, da der Vulkan
Chaiten immer noch fleissig qualmt und die Menschen hier in
ständiger Angst leben. Wir
fahren in den Nationalpark
Pumalin. Dieses riesige Stück Land wurde vor vielen Jahren vom
US Milliardär Douglas
Tompkins gekauft und in einen Nationalpark umfunktioniert. Und auch
hier
erinnert Vieles an die beiden Vulkanausbrüche. Es
geht bis zum nördlichsten Punkt
der Carretera Austral, der auf dem Landweg erreichbar ist –
dem Fjord Renehue.
Die Nacht verbringen wir hier auf einem Campground und dann geht es
wieder nach
Süden. Wir
schaffen es bis zum Nationalpark
Quelat, dessen Hauptattraktion der gigantische hängende
Gletscher Ventisquero Colgante
ist. Wir sind ein bisschen spät (19:30h, aber hier ist es ja
zum Glück sehr
lange hell) dran und damit weit außerhalb der eigentlichen
Öffnungszeiten.
Niemand ist da, der uns Eintrittsgeld abnimmt und somit sparen wir den
Eintritt, was uns nicht stört. Wir laufen zum Mirador und sind
beeindruckt von
diesem Gletscher-Monster, welches da in wunderschöner Umgebung
majestätisch hängt. Die
Nacht verbringen wir wieder mal
genau vor den Toren des Parkes – da findet sich meistens ein
netter Platz. Nach
einem idyllischen Frühstück am Fluss, vorbei an
weiteren
riesigen
Gletscherfeldern ziehen wir endlich mal wieder unsere Boots an und
wandern zu
einem weiteren kleinen Gletscher, der über einer
türkisfarbenen Lagune thront. Ja, seinen Hintern mal wieder zu
bewegen lohnt sich … Und
weiter geht es auf der Carretera
Austral gen Süden. Wir hatten im Vorfeld ja beide unsere
Vorstellung von dieser Strecke
und ich denke, dass sie – gerade bei schönem Wetter
- ein Highlight ist, weil sie
so abwechslungsreich, so wild, so landschaftlich schön und so
vielseitig ist. Im
Valle Exploradores – dessen landschaftlicher
Reiz in Wasserfällen, Gletschern, wilden Flüssen und
üppiger grüner Vegetation
liegt - zeigt sich uns zum ersten Mal das patagonische Wetter. Schwankt
es
morgens noch zwischen Regen, Wind und wenig blauen Abschnitten, so
pendelt es
sich mittags zu Dauerregen ein. Die meiste Zeit sitzen wir im Auto und
warten
vergebens auf besseres Wetter. Und so sehen wir wahrscheinlich nur
einen
Bruchteil der tollen und wilden Landschaft hier. Durchgefroren
(aber nicht nass) freuen
wir uns auf unser warmes und trockenes Auto und weiter geht es entlang
am unglaublich
blau und türkis schimmernden Lago General Carrera. Wir
kommen zu unserem südlichsten
Punkt auf der Carretera Austral (weiter gen Süden schaffen wir
aus
Zeitgründen
ohne etwas anderes streichen zu müssen leider nicht): dem
kleinen
Ort Cochrane - aber immerhin gibt es hier mal wieder Internet. Die
Nacht
verbringen wir wieder wild campend und bevor es in Richtung Paso
Roballos zurück
nach Argentinien geht, wird hier nochmals aufgetankt, denn Diesel soll
auf der
Ruta 40 auf dem kommenden Teilabschnitt nicht immer verfügbar
sein. Die
Strecke führt vorbei an der
Verwaltung von Conservation Patagonia (hierbei
handelt es sich um
eine kleine und finanzstarke Gruppe von Naturliebhabern, die dieses
wunderschöne
Stück Land erhalten, aufbauen und schützen
möchten und auf hier einen
zukünftigen Nationalpark Patagonia planen).
Wir sehen riesige Kondore und
irgendwie ist es hier landschaftlich komplett anders als nur ein paar
Kilometer
entfernt auf der Carretera Austral. Nach
80 km Wellblech-Piste (so
langsam wollen wir das Geschaukel und die immer lauter werdenden
Geräusche
unseres Landy auf diesen miesen Straßen nicht mehr ertragen)
kommen wir an
einen winzigen Grenzübergang – hier gibt es keinen
Zoll und keine Grenzbeamten,
hier gibt es nur äußerst entspannte Carabineros, die
uns schnell und
unkompliziert ausreisen lassen. Weitere 11 km später sind wir
wieder in Argentinien
… Chile, die Siebte: Wir sind erstaunt, denn hier am Paso Dorotea setzen sie an der Grenze zum ersten Mal einen Hund ein – allerdings nicht bei uns und so bleibt die demonstrativ im Armaturenbrett befindliche Tomate dort einfach liegen. Und
dann geht es nach Süden – im Prinzip nichts
Spannendes, da wir uns
ja immer nach Süden bewegen, aber wir sind über
80.000 km, haben viele Tiere
gesehen, aber diese kleinen Kerle fehlen uns noch: DIE PINGUINE! Wow,
wenn so der Tag anfängt, was mag dann wohl noch alles kommen?
Wir
sehen Strauße (Nanduu), das Wetter ist gut und wir
beschließen, noch zum
südlichsten Punkt des amerikanischen Festlandes zu fahren
(also zum südlichsten
mit dem Auto erfahrbaren Punkt). Ja,
und wie der Tag angefangen hat, so endet er – mit Tieren. In
der
Bucht hier vor der Magellanstrasse tummelt sich nämlich eine
Schule Delphine,
es ist unglaublich. Kurz
vor Faro San Isidro ist die Ruta 9 dann zu Ende – der
für uns
südlichste Punkt der Reise ist somit erreicht, denn nach
Ushuaia schaffen wir
es nicht mehr, was aber auch nicht so schlimm ist. Die
Nacht verbringen wir vor Punta Arenas an einer Steilküste.
Zuvor
haben wir uns noch in einem Billig-Ramschladen Reisetaschen
für knapp 5 Euro
gekauft (wir haben ja außer unseren kleinen
Wanderrucksäcken nichts und die
werden nicht für unser Gepäck reichen). Allerdings
sehen die Dinger nicht
wirklich vertrauenserweckend aus und wir hoffen, dass sie es bis nach
Deutschland schaffen. Für uns geht es weiter zurück in den Norden – das Ende der Reise ist nun wirklich zwangsweise angebrochen. Auf dem Weg nach Puerto Natales machen wir einen kurzen Schwenker nach Argentinien, um dort nochmals vollzutanken. Chile, die Achte: am Paso Dorotea werden wir dann doch Opfer des Spürhundes – er „findet“ unsere Tomate, die wir nun zum dritten Mal über einen Grenzübergang bringen. Und so geht es ohne die Tomate weiter. In
Puerto Natales kaufen wir dann die restlichen Lebensmittel ein und
dann geht es in Richtung Nationalpark Torres del Paine, unserer letzten
Station
hier in Patagonien. Die erste Nacht verbringen wir noch vor den Toren
des
Nationalparkes um dann tags drauf noch vor Sonnenaufgang in den Park zu
rollen. Der
Wetterbericht (dem man - wie wir feststellen müssen - sowieso
nicht
glauben kann) sagt für den Tag wechselhaftes Wetter voraus.
Und so
beschließen
wir, den Tag zum Wandern zu nutzen, denn es soll nicht regnen. Da wir
kein Zelt haben (nur das Dachzelt, aber das kann man ja schwerlich zum
Wandern mitschleppen) entscheiden wir uns
für den einzigen ansprechenden Tages-Hike, den es gibt
– den
Mirador Torres.
Als wir losmarschieren ziehen sich die Torres bereits zu. Der Weg geht
hoch und
runter, auf und ab und zum Schluss nochmals schön bergan. Wir
stehen dann
irgendwann an einer schönen Lagune und sehen von den Torres
nichts, rein gar
nichts; nichts außer einer weißen Wolkenwand. Der
zweite Tag bringt Regen und wirklich nur Regen. Wir
entschließen uns
dennoch kurz zum Lago Grey zu gehen, geben aber nach 20 Minuten
komplett nass
wieder auf. Den restlichen Tag verbringen wir im Auto und reduzieren
unsere
Filmsammlung ein wenig … Der
dritte Tag beginnt wieder
regnerisch und so bleiben wir mal lange im Bett und
frühstücken ausgiebig. Das
Wetter bessert sich langsam und so geht es nochmal an den Lago Grey
– heute eine
komplett andere Welt. Stefan fischt sich einen Brocken Gletschereis aus
dem
See, damit es abends eisgekühltes Bier geben kann und ich
bevorzuge den puren
Geschmack des Alters. Wir
fahren weiter in Richtung der
Cuernos (Hörner) und genießen die Sonne. Wir haben
wirklich Glück, denn in den
3,5 Tagen hier haben wir keinen Wind (dafür aber
Schwärme von aggressiven
Monstermücken). Die Nacht verbringen wir mit einem
kaiserlichen Blick und der
Sonnenaufgang am Morgen ist der reine Wahnsinn – ein
gelungener Abschluss für
Patagonien. Nach
dem Frühstück geht es an den
Torres vorbei in Richtung Puerto Natales. Wir haben nochmals
Glück
mit dem Wetter und haben einen tollen Blick - danke Torres del Paine
für die schöne Zeit. Ein gelungener
Abschluß für Patagonien.
Abends
dürfen wir dann an Bord und
damit heißt es dann endgültig „Auf
Wiedersehen Patagonien“. Der letzte Teil
unserer Reise bricht nun unvermeidlich an und diese Erkenntnis schmerzt
doch
extrem. Wir
haben uns recht kurzfristig für
die Fahrt von Natales nach Montt mit der Navimag entschieden, denn
eigentlich
gibt unser Budget das nicht mehr wirklich her. Aber alle, die wir
getroffen
haben, haben von der Fahrt geschwärmt und die Alternative
wäre gewesen, die
Strecke wieder hochzufahren. Durch diesen festen Termin haben wir Zeit
reingefahren und haben in dem Teil des chilenischen Lake Districts, den
wir
noch nicht kennen haben, auch noch ein wenig Zeit. Nach
3 wirklich wunderschönen und
lustigen Tagen landen wir morgens in Puerto Montt. Das Wetter ist
leider bescheiden
und wir fahren als erstes in einen großen Baumarkt, um
anständige Zurrgurte für
die Rückverschiffung zu besorgen. Dann werden Lebensmittel
gekauft (ja, so
schnell muss man sich um so banale Dinge wieder selber
kümmern) und wir fahren
in Richtung Osorno. Irgendwie sind wir beide wie erschlagen und so
suchen wir
uns einen netten Platz mit Blick auf den Osorno, machen uns einen
gesunden
Salat und gehen mal wirklich sehr früh schlafen. Am
nächsten Morgen ist das Wetter
besser und nach satten 14 Stunden krabbeln wir dann auch aus dem Bett.
Mal endlich kein Zeitdruck mehr. Wir
frühstücken ausgiebig und fahren dann zum Lago
Petrohue. Von hier hat man bereits einen tollen Blick auf den Osorno.
Langsam
geht es dann in Richtung
Argentinien zurück. Wir essen endlich mal ein Stück
Kuchen (lecker
Apfel-Streusel und Stefan eine wilde aber gute Tortenmischung) und
kaufen noch
ein großes Stück Käse.
Wir
rollen über die chilenische
Grenze (wieder alles sehr freundlich und unkompliziert) und suchen uns
im
Niemandsland zwischen Chile und Argentinien einen Platz zum Schlafen
und kochen
zum Abschluss nochmal etwas Leckeres.
Gefahrene Kilometer in Chile: 6.009 km (Gesamtleistung: 81.387 km) - ROUTE top
Resümee
ZU LAND und LEUTEN: 2006 sind wir nicht sonderlich gerne in Chile gereist; die Menschen kamen uns arrogant und unzugänglich vor. Entweder haben wir uns geändert oder ganz Chile hat sich gewandelt oder vielleicht auch irgendwie beides. Die Chilenen wie wir sie diesmal kennengelernt haben wirken entspannt, sind interessiert, aufgeschlossen, freundlich und sind vor allem stolz auf ihr Land. Chile macht es einem einfach sich hier wohl zu fühlen; es ist wunderbar entwickelt und dennoch bietet es auch einsame und entlegene Plätze und wunderschöne und wilde Natur. Das Preisniveau ist zwar recht hoch, aber mittlerweile nicht mehr höher als in Argentinien – und Chile bietet bedeutend mehr als sein Nachbar. ZUR NATUR: Chile ist auch wieder ein sehr vielfältiges Land, welches sich zu bereisen lohnt. Wenn man sich darauf einstellt einige Kilometer zurückzulegen, dann bietet es so ziemlich alles von hohen Bergen und grandiosen Hochplateaus, über karge und wüstenähnliche Küstenlandschaft, langen Sandstränden, wunderschönen Seen und spektakulären Vulkanen bis hin zu wilden Fjorden und riesigen Gletscherfeldern. ZU UNS: gerade in den letzten Tagen in diesem wundervollen Land sind wir leider doch ein wenig gestresst gewesen, um noch alles zu schaffen, was wir uns im Süden vorgenommen haben. Persönlich haben wir uns bei dieser Reise immer mehr auf ein Wiederkommen nach Chile gefreut als nach Argentinien. Wir haben uns mehr als wohl gefühlt, sind überall sehr offen und beinahe freundschaftlich aufgenommen worden und haben viele gute Tipps und Infos von den Menschen erhalten, die wir kennengelernt haben. Die Zeit in Chile hat uns richtig gut gefallen und gehörte sicherlich mit zu den schönsten. Vor allem haben wir es am Ende der Reise genossen, dass hier alles so einfach und „zivilisiert“ abläuft …
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